Bournemouth Stories and Tips

Zu Klippen und Castles an Englands Südküste

Schon im Mai lassen sich Kinder vom Wasser, das kaum kälter ist als der Edersee, nicht abschrecken, Muscheln zu suchen, und die Eltern gucken von einem der Cafes oder Fischrestaurants, die den Strand säumen, entspannt zu. Bournemouth (150.000 Einwohner) liegt in der Mitte der Südküste. Als echter Kurort besticht es mit großzügigen Parks und preisgekrönten Gärten, Sonderattraktion in den Lower Gardens: der 150-Meter-Aufstieg mit dem vertäuten Ballon, der für £ 7,50 einen Ausblick bis zur nahen Isle of Wight ermöglicht. Es gibt exquisite Boutiquen, aber auch ein Oceanarium am Pier Approach (neben dem Sheridan IMAX Cinema), wo Besucher hautnah an Haie, Rochen, Piranhas und Riesenschildkröten herandürfen. Reizend ist das Russell-Cotes-Museum, dessen Bau und eklektische Kunstsammlung ein viktorianisches Haus Wahnfried daraus machen. Nicht nur Ebbe und Flut, auch der Rhythmus der englischen Sommerferien prägt das Leben in Bournemouth. Trotz 14.000 Studenten an der Universität (Fachhochschul-Profil) und ganzjährigen Konferenzteilnehmern kocht das Nachtleben nur für ein paar Monate hoch und beruhigt sich dann wieder. Wenn die Massen strömen, gewinnt die Stadt kontinentaleres Flair, als die England-Klischees vorsehen, denn dann stellen die Restaurants mit Speisen aus aller Herren Länder ihre Tische auf die besonnten Gehsteige. Außer eigenen Vorzügen bietet die Stadt Gelegenheit zu wunderschönen Ausflügen in die Natur und zu malerischen Geschichtsstätten, ferner zu Radtouren und Ponyreiten im nahen "New Forest" (einem alten normannischen Jagdgrund) und vieles mehr. Ein Reigen von Events vom Wildblumentag zum Freiluftkonzert, vom Farmer's Markt (jeden zweiten und vierten Freitag) und Powerbootrennen beim Lokalrivalen Poole runden das Bild ab. Das benachbarte Poole mit Poole Harbour rühmt sich des größten Hafens Europas und exzellenter Gelegenheiten zum Wind-, Kitesurfen und Segeln. Die Grundstückspreise übersteigen hier jene Manhattans, denn viele Engländer zieht's im Alter nach Süden. Westlich schließt die Halbinsel Purbeck an. Ihre Küste ist das Oststück der 155 Kilometer langen "Jurassic Coast", die man vor 18 Monaten für ihre Versteinerungen aus der Evolutionsgeschichte zum Weltnaturerbe kürte, gleichauf mit dem Grand Canyon. Vor allem frühe Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Saurier-Fußspuren der Kreidezeit (vor 140-165 Millionen Jahren) tauchen in den Purbecks auf, während Ammoniten und anderes aus dem Jura (vor 200-140 Millionen Jahren) weiter westlich warten. Hier wie dort erlaubt die Steilküste atemberaubende Wanderungen in der schroffen Landschaft aus zerklüftetem Gestein, Buchten und spritzender Gischt. Auf geführten Daywalks erfährt man sogar, wo Schiffe strandeten oder warum eins der typischen Tore, die Menschen, doch kein Vieh passieren lassen, "blackman's gate" heißt. Die Purbecks lassen sich prächtig mit einem Abstecher zu Corfe Castle verbinden. In der winzigen Ortschaft zu Füßen des Burghügels versäume man nicht, Tee mit hausgemachten Scones und Clotted Cream zu genießen und sich im "National Trust"-Laden mit einem Rucksack oder sonstigen Souvenirs einzudecken. Krudere Seiten der Geschichte lernt man zehn Kilometer landeinwärts von Bournemouth im 1.000-jährigen Jagdgrund "New Forest" kennen. Das von der Zeit vergessene Schmuggler- und Hexendorf Burley Village wimmelt gleichwohl von Andenkenläden. Eltern können ihre Kiddies Pony reiten lassen oder auf wahre Geschichten über Buffy & Co. ansetzen, denn Lisa Cuesta, die ihre Liebe zu dem Dorf zur Berufung machte, berichtet nur zu gern von einer hiesigen Hexe, die später in Amerikas berüchtigtem Salem gesichtet wurde. Vom laufenden Jahr an will sich Burley mit einem bunten Programm dem Halloween-Fest anschließen. Auch für schöne Radtouren steht im "New Forest" alles bereit. Ob Mary Shelley sich beim Anblick der Steilküsten wohl an die eigenen Schauerromane erinnerte, wie den mit 18 Jahren verfassten "Frankenstein" (1817) oder "The Last Man" ihre Weltuntergangsstory durch Pest (1826)? Ihre letzten Jahren verbrachte sie in Bournemouth in dem ererbten Landhaus der Shelleys, weshalb sie auch seit 1851 auf dem Gottesacker von St. Peter's ruht. Ebenso das Herz ihres Mannes Percy Bysshe Shelley (1792-1822); der Rest wurde an Italiens Küste eingeäschert und befindet sich in Rom. Wie seine letzten Monate in Italien aussahen, erzählt eine Ausstellung in den "Shelley Rooms". Stilvolle Unterkunft offeriert Bournemouth in reicher Auswahl. Das Bournemouth Highcliff Marriott Hotel etwa liegt zwei Minuten vom Pier hoch droben auf der West Cliff und bietet Annehmlichkeiten vom Schwimmbad bis zum eigenen Bügelbrett und alle technischen Standards der Hotelkette, von Internet bis Videokonferenz. Selbst Churchills Wahl zum Premier soll 1940 hier entschieden worden sein, und immer noch treffen sich Spitzen aller Parteien in seinen großen Fußstapfen.

Been to this destination?

Share Your Story or Tip